Moin Moin,
beim letzten Treffen hatte meine Kleine (der Rote Racer mit Trommel hinten und Speichenrädern) bei einigen Gefallen gefunden und einige haben gebeten doch mal das eine oder andere zu posten. Nach anfänglichen Zögern möchte ich nun in unregelmäßigen Abständen was reinsetzten. Eine Hommage häng ich heute schon dran. Demnächst dann noch eine Schilderung wie es zu der Idee kam um dann auf die (lechz !) Technik Details zu kommen.
Also Umbauanleitung auf Virago Hinterradnabe OHNE die obligatorischen 15 mm Spurversatz.... Vielleicht hilft das ja dem einen oder anderen. Ihr dürft also gespannt sein !
Hier aber erst mal was kurzweiliges:
Hommage an den:
XS 750 SS Café Racer
Zurück für die Zukunft
Mystisches Metall, magische Motoren: Café Racer erzählen eine zeitlose Geschichte,
von wilden Rennen, feinster Ästhetik und stilvoller Coolness. Es sind Motorräder, die zielsicher einen Nerv treffen, bei allen Unterschieden in Alter und Authentizität.
Donnergrollen erfüllt die Luft. In Tassen tobt Sturm, kräuselt sich Kaffee, Gischt schäumt über. Menschen recken die Hälse, doch die Formation der Café Racer ist schon wieder hinter der nächsten Kurve verschwunden.
Heißen sie nun »Kaffee«- oder »Coffie«- Racer ? Eher Letzteres, stammen sie doch aus England. Solche Motorräder sind ein Stück Kulturgeschichte; sie waren Ausdruck und Transportmittel für das Lebensgefühl der Jugend in den 50ern und 60ern. Gebaut zum Flanieren und zum Gewinnen, bei mehr oder weniger legalen Rennen. Ihr Motor hat nach damaligem Stand der Technik ein hohes Drehmoment bei niedriger Drehzahl zu haben, luftgekühlt, versteht sich. Obligatorisch sind außerdem Speichenräder, Rohrrahmen und Schwingen aus Stahl. Sportiven Spirit verströmen diese Bikes heute noch. Und höchst sinnliches Empfinden.
Es laufen tausend Filme ab in der Fantasie, die Zeitreise beginnt. Heute gilt es – um Ehre und um Gloria.
Einsitzig und voller betörender Details steht die XS da. Ihr Herzstück ist der 750er-Triple, aus der Feder von Ferdi Porsche. Ob beten beim antreten hilft ? Also, Zündschloss suchen, Sprit frei aus dem schier unendlich lang gestreckten Tank mit satten fünf Gallonen Inhalt. Dann Seitenständer und rechte Fußraste hochklappen. Stimmt alles? Kickstarter in Position, Kolben am OT? Okay. Umpf. Verhungert. So wird das nichts. Noch mal, mit mehr Schmackes. Kein Ventilausheber, keine Dekompression. Einfach nur kräftig aufs L-förmige Metall treten. Kann doch nicht so schwer sein. Nach dem ersten harten Rückschlag erzählt ein blauer Fleck an der Wade drei Wochen lang das Gegenteil. Immer noch besser als ein Schienbeinbruch. Ah, Choke vergessen. Das passiert nur einmal. Die Starthilfe, welch erlösendes Wort, sitzt direkt an der Vergaserbatterie.
Ja, Batterie. Mikuni Gleichdruckvergaser der ersten Serie bereiten das Futter für das gierige Zylindertrio.
Tja, ich habe meinen Café Racer nach traditionellem Garagenrezept gebaut. Halt frei zusammengefügt, was zusammengehört. Oder zumindest gut zusammenpasst. Legal übrigens.
Sie läuft! Die Trompeten von Jericho blasen zum Sturm. Ein mittleres Erdbeben setzt ein, der Körper erzittert. Der Triple lebt. Stampft, röchelt und schmatzt aus den Ansaugtrichtern. Die Kupplung rückt aus, der linke Fuß drückt den Schalthebel nach unten.
Linksschaltung, immerhin mit gewohntem Schaltschema. Wenn man sich konzentriert, rasten die fünf Gänge sicher. Kann man sich dran gewöhnen. Außer beim Bremsen.
Ein Wunder, dass den Glaspalästen in den Großstadt-Schluchten nicht sämtliche Scheiben aus der Fassung springen. Denn die Yammi brüllt und schreit ihre Lebensfreude nur so aus der offenen Tüte heraus. Wo sind bloß die anderen? Nicht zu hören. Oder sind die Sinne schon bedudelt, weil der Schnappdeckel-Tankverschluss reichlich Benzindämpfe entlässt? Nie machte es mehr Spaß, alleine auf einer Streckbank zu sitzen. Mit ordentlichem Punch reißt die Dame am Kardan und zieht mir die Arme lang.
Bis zur nächsten Ampel. Mist, aus. Aber nun kommt sie auf den ersten Tritt. Was für ein Gefühl. Mit Riesenradau treten die drei Kolben ihre 70 Millimeter lange Reise zwischen den Totpunkten an. Der größte Hub von allen, im zweitkleinsten Motor. Noch Fragen ?
Heute ein König. Irre zielgenau folgt die Old Lady den lang gezogenen Kurven stadtauswärts. Kaum breiter als Rasiermesser sind die Acront. Felgen, natürlich in Hochschulter-Bauart: gerade mal 2,15 Zoll, vorn wie hinten. Passend die Reifen, schmal wie Trennscheiben. Und fast so scharf sticht das Bike ums Eck. Geschwindigkeitsempfinden verschiebt sich, man kommt sich ungeheuer flott vor. Und ist es auch, irgendwie. Viel einfacher als gedacht, folgt die Japsin jedem Lenkimpuls. Ist ordentlich abgespeckt mit 186 Kilogramm Kampfgewicht eben die Leichteste von allen. Nur bremsentechnisch, hui, hui, hui. Die giftige hintere Trommel gibt der vorderen Doppelscheibe überlebenswichtige Unterstützung. Die üppige Trommelbremse stammt aus einer Virago. Sieht gut aus, funktioniert leidlich und kostet nur einen Bruchteil von Tuning -Ware. Knochentrocken federn und dämpfen die aufrechten Wirth-Stoßdämpfer. Funktioniert noch heute sehr passabel.
Geil.
Die XS 750 Triple wird es sicher bis in den September-Playboy bringen, mit einer ganzen Doppelseite. Ein sexy Bike und prima Womanizer. Das Tuning made by HJ macht aus dem Triple das Playmate des Monats. Mehr Power, mehr Fahrwerk und viel mehr Spirit. Dank Feehling Lenker, Höckersitzbank und halb hochgelegtem Megaphon-Schalldämpfer. Elegant gerieten die Kotflügel – vorne zierlich, hinten blechern und wuchtig. Herrlich spiegelt sich das Himmelsgewölbe in den Blinkern. Alles so wie damals..
Funktioniert nur viel besser. Leicht fährt sich die Yammi, fast schon zu easy. Fällt ohne großen Druck in Schräglage, setzt spät auf, bleibt relativ gut auf Kurs, obwohl die vorspannbare Gabel ein wenig unterdämpft ist. Klasse sind die formidablen Conti mit Blockprofil vorn und hinten, die ordentlich grippen und grooven. Sei’s drum, 64 PS bei 5800 Touren bedeuten satte Power, eingefangen von martialischen Bremsen. Gut für den Ampelsprint zwischendurch.
Mit entsprechender Wirkung. Attraktive Frauen, die alles andere als verschämt rüberschauen, reifere Semester, die mit offenem Mund stehen bleiben, Buchhalter, die nichts mehr an ihren Schreibtischen hält. Sie alle fasziniert die gehobene Ästhetik der Café Racer. Deren offen liegende, begreifbare Technik entwickelt bei jedem Parkstopp eine eigene Mystik.
Eine 40 Jahre alte Botschaft scheint aktueller denn je zu sein. Stilvolle und dabei sportive Klassiker sind zurück.
Für die Zukunft.
Euer Hans - Jürgen